"Ich bin optimistisch, dass wir einen erfolgreichen Wahlkampf führen werden"
Herr Houben, Sie selbst haben ja entschieden, Ihre Laufbahn als Abgeordneter zu beenden. Heute wählt die Kölner FDP ihre Kandidaten für die Bundestagswahl 2025. Aber wie groß sind die Chancen, dass es im kommenden Bundestag überhaupt eine FDP-Fraktion geben wird?
Ich bin optimistisch, dass die FDP mit dem Spitzenkandidaten Christian Lindner einen erfolgreichen Wahlkampf führen wird. Und dieser Wahlkampf wird uns auch in den Deutschen Bundestag führen. Ob die Ergebnisse so sein werden wie vor vier und acht Jahren, das weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es genug Menschen in Deutschland gibt, die der Meinung sind, dass es eine Partei im Parlament braucht, die für eine vernünftige Wirtschafts- und Finanzpolitik steht.
Direkt nach dem Ende der Koalition hat Christian Lindner dem Bundeskanzler vorgehalten, er habe das kalkuliert herbeigeführt. Ein paar Tage später wird das D-Day-Papier publik. Fragt man da nicht zu Recht nach der Glaubwürdigkeit?
Alle drei Fraktionen haben unterschiedliche Szenarien durchdacht. SPD und Grüne haben sich schon im Sommer getroffen und darüber philosophiert, ob sie denn die Koalition weiter vorantreiben wollen oder nicht. Daher weiß ich nicht, warum es schlimm ist, wenn die FDP Szenarien durchspielt. Ich verstehe die moralische Empörung nicht. Auch wenn die Wortwahl in diesem Papier, von dem wir nun wissen, woher es kommt, ganz gewiss nicht meine Unterstützung findet.
Ich stelle mir die Situation eines Wählers vor, der eigentlich der FDP nahesteht. Der sieht: Eine Regierung mit FDP-Beteiligung ist gerade geplatzt. Sieben Jahre zuvor wollte die FDP lieber nicht regieren als falsch regieren. Da könnte sich der Wähler doch fragen: Geht das überhaupt, eine Regierung mit der FDP, oder wähle ich besser die nächsterreichbare Alternative, vielleicht die Union?
Aber ich bitte Sie. Christian Lindner hat ja gesagt, er tritt wieder an und er möchte wieder Finanzminister werden. Ich meine, deutlicher kann man ja nicht zum Ausdruck bringen, dass man wieder in eine Regierung eintreten möchte.
Wenn ich Sie also frage, wo der Neustart der FDP bleibt, dann ist das einfach zu früh?
Der Neustart der FDP ist dadurch entstanden, dass wir eine klare Positionierungsabfrage in der Koalition durchgeführt haben. Wir mussten dann feststellen, dass Sozialdemokraten und Grüne nicht bereit waren und offensichtlich auch nicht bereit sind, die ökonomischen Probleme in Deutschland zur Kenntnis zu nehmen und sich Gedanken darüber zu machen, wie wir sie lösen können. Das war doch im Grunde der Neustart. Resultat war, dass Olaf Scholz Christian Lindner entlassen hat. Die Neuaufstellung der FDP hat doch stattgefunden. Durch das Wirtschaftspapier von Christian Lindner. Und auf Basis dieser Aussage starten wir jetzt einen Wahlkampf.